Der Franzose Johannes Calvin

war neben Luther einer der bedeutendsten Reformatoren. Er hat das Reformationswerk Luthers weitergeführt und dem Protestantismus in Westeuropa zum Durchbruch verholfen. 25 Jahre lang war er evangelischer Pfarrer in Genf. Mehrere tausend Briefe sind von ihm erhalten, mit denen er die Reformation in ganz Europa unterstützte. Außerdem hat er weit über 100 Schriften und Bücher verfasst, die schon zu Lebzeiten in viele Sprachen übersetzt wurden. Zeitweise war er sogar der meistgelesene Autor des 16. Jahrhunderts. Durch die 1559 von Calvin begründete Akademie wurde Genf zu einem Bildungsschwerpunkt des reformierten Protestantismus, der heute weltweit etwa 80 Millionen Mitglieder in 107 Ländern umfasst.

Als Martin Luther 1521, die ‚Kurze Hesse‘ nutzend, durch Nonnenroth zog, hatte er soeben die Grenze von der Grafschaft Solms Lich/Laubach nach Solms Braunfels überschritten. Im Gegensatz zum Licher Grafenhaus, standen  die Braunfelser Grafen schon zu Beginn der reformatorischen Bewegung wohlwollend gegenüber. Über das Studium in Straßburg lernt Graf Philipp zu Solms Braunfels die reformierte Theologie Calvins kennen. Als in der Frühzeit der Reformation in der benachbarten Grafschaft die neue Lehre noch bekämpft wurde, fand diese im Solms Braunfelser Gebiet bereits viele Anhänger. Bis heute ist daher Nonnenroth und Villingen sowie zahlreiche benachbarte Gemeinden in der ehemals Solms Braunfelser Grafschaft  evangelisch reformiert (!) und nicht lutherisch.

Seit Max Webers Schrift von 1904 „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ hält sich die Diskussion – (vielleicht kann man auch sagen – hält sich das Gerücht), dass die Reformation,  die von Genf ausging, in besonderer Weise ein Wegbereiter des Kapitalismus gewesen sei. In einer sehr komplexen Argumentation führt Weber aus, dass zwischen Wirtschaftshandeln und religiöser Ethik"Wahlverwandtschaften" bestehen können, die "zwischen gewissen Formen des religiösen Glaubens und der Berufsethik erkennbar sind". 

In einer Welt und in einer Zeit, in der ‚die Schere zwischen arm und reich‘ immer weiter aufgeht, wollen wir mit dieser Figur darauf aufmerksam machen, ‚dass Eigentum verpflichtet‘ und eine Wertedebatte immer auch von der Kirche in die Gesellschaft hinein geführt werden muss! 

Als Markenzeichen für einen dekadenten Kapitalismus haben wir die Schnitzer gebeten dem Reformator Calvin eine Rolex an die linke Hand zu schnitzen. Und erstmals wird Calvin gleich mit zwei Büchern dargestellt. Damit soll die Bedeutung von Bildung und Religion dargestellt werden. Sie sind untrennbar miteinander verbunden. Wer das eine über das andere stellt, verlässt den Weg der Reformation.

Die Figur wurde entworfen und geschnitzt von Mikalai Hryshakou, geb. 1953. Idee: Pfarrer Hartmut Lemp